Die richtige Steuerung des Vapor Pressure Deficit (VPD) ist essenziell für einen erfolgreichen Cannabis-Anbau, vor allem in Indoor-Umgebungen. Der VPD beeinflusst maßgeblich das Pflanzenwachstum, die Nährstoffaufnahme und den Ertrag. In diesem umfassenden Beitrag erfährst du, was VPD ist, wie er gemessen wird, welche Vorteile und Herausforderungen die Steuerung mit sich bringt und welche Hilfsmittel dafür benötigt werden.
Was ist VPD und warum ist er so wichtig?
Der VPD misst den Unterschied zwischen der maximalen Menge an Wasserdampf, die die Luft bei einer bestimmten Temperatur aufnehmen kann, und der tatsächlichen Wasserdampfmenge in der Luft. Der VPD beeinflusst die Pflanzen auf vielfältige Weise, insbesondere durch die Steuerung der Stomata (Poren auf der Blattoberfläche). Ist der VPD zu hoch, verliert die Pflanze zu viel Wasser durch Transpiration. Als Schutzmaßnahme schließen sich die Stomata, was die Aufnahme von CO₂ reduziert und die Photosynthese verlangsamt. Ein zu niedriger VPD hingegen kann zu einer verminderten Wasser- und Nährstoffaufnahme führen, was Nährstoffmängel und Wachstumsprobleme verursacht12.
Ein optimaler VPD sorgt dafür, dass die Pflanze effizient Wasser und Nährstoffe aufnimmt und die Photosynthese auf einem hohen Niveau bleibt. Durch die Anpassung des VPD an die jeweilige Wachstumsphase können ambitionierte Grower den Ertrag und die Qualität ihrer Pflanzen maximieren.
Wie wird der VPD berechnet?
Um den VPD zu berechnen, benötigt man zwei Hauptparameter: die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit. Die Berechnung erfolgt folgendermaßen:
- VPD = SVP – (SVP x RH/100)
Der Sättigungsdampfdruck (SVP) gibt an, wie viel Wasserdampf die Luft bei einer bestimmten Temperatur maximal halten kann. Der Unterschied zwischen der Umgebungstemperatur und der Blatttemperatur spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da Blätter oft kühler als die Luft sind. Ein Infrarot-Thermometer ist ideal, um die Blatttemperatur genau zu messen1.
Welche Werkzeuge benötigst du für die VPD-Messung?
- Thermo-Hygrometer: Dieses Gerät misst sowohl die Temperatur als auch die relative Luftfeuchtigkeit. Diese beiden Werte sind entscheidend für die VPD-Berechnung. Ein hochwertiges Thermo-Hygrometer sollte regelmäßig kalibriert werden, um genaue Messungen sicherzustellen.
- Blatt-Temperatursensor: Die Blatttemperatur beeinflusst den VPD-Wert erheblich. Mit einem Infrarot-Thermometer oder einem speziellen Blatt-Temperatursensor lässt sich die Blattoberflächentemperatur messen. Da die automatisierte Messung oft schwierig ist, greifen viele Grower auf manuelle Messungen mit Infrarot-Thermometern zurück, um eine genauere VPD-Berechnung zu ermöglichen3.
- VPD-Kalkulator oder Tabellen: Es gibt Online-Kalkulatoren und Tabellen, die auf Basis der gemessenen Temperatur und Luftfeuchtigkeit den VPD berechnen. Einige Apps ermöglichen die Eingabe des Temperaturunterschieds zwischen Raum- und Blatttemperatur für präzisere Werte. Grow-Controller können in der Lage sein, den VPD automatisch zu regulieren, solange der Wert korrekt eingestellt ist. Tabellen wie die von Dimlux bieten eine gute Orientierung3.
Optimale VPD-Werte für verschiedene Wachstumsphasen
- Anfangsphase: Ein VPD von 0,8-1,1 (ca. 20-25°C und 65-75% Luftfeuchtigkeit) sorgt dafür, dass die jungen Pflanzen genügend Feuchtigkeit aufnehmen und gesund wachsen können4.
- Blütephase (Wochen 3-4): In dieser Phase sollte der VPD auf 1,0-1,3 eingestellt werden. Eine Temperatur von 20-25°C und eine Luftfeuchtigkeit von 55-65% unterstützen die Nährstoffaufnahme und fördern eine stärkere Blütenbildung4.
- Spätblüte (Wochen 5-9): Der VPD sollte hier auf 1,3-1,5 steigen. Temperaturen von 20-25°C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 42-51% sind ideal, um die Pflanzen auf die Ernte vorzubereiten4.
Vorteile der VPD-Steuerung
- Gesündere Pflanzen: Ein optimaler VPD hält die Stomata offen, was die CO₂-Aufnahme verbessert und die Photosynthese ankurbelt. Dies führt zu gesünderem Pflanzenwachstum und gesteigerten Erträgen1.
- Effiziente Transpiration: Die Kontrolle des VPD ermöglicht es der Pflanze, Wasser effizient aufzunehmen und zu transpirieren, was zu einer besseren Nährstoffversorgung über die Wurzeln führt1.
- Vorbeugung von Nährstoffmängeln: Die richtige VPD-Steuerung verhindert Mangelerscheinungen wie Kalziummangel, der zu „Tipburn“ in Salat oder Blütenendfäule bei Tomaten führen kann2.
- Höhere Erträge: Durch die Anpassung des VPD an jede Wachstumsphase wird das volle Wachstumspotenzial der Pflanzen ausgeschöpft, was zu höheren Erträgen und einer besseren Produktqualität führt4.
Herausforderungen der VPD-Steuerung
- Hohe Sensibilität: Ein falsch eingestellter VPD kann erhebliche Schäden verursachen. Ein zu hoher VPD führt zu übermäßigem Wasserverlust, während ein zu niedriger VPD die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt und die Pflanzengesundheit schädigt2.
- Technische Anforderungen: Eine effektive VPD-Steuerung erfordert präzise Messinstrumente und Steuerungssysteme. Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren, Luftbefeuchter, Entfeuchter und Ventilationssysteme müssen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden, um konstante Bedingungen aufrechtzuerhalten3.
- Regionale Herausforderungen: In heißen, feuchten Regionen wie Florida kann es schwierig sein, den VPD in den optimalen Bereich zu bringen. Selbst mit Kühlung und Ventilation ist es oft schwer, die idealen Bedingungen zu erreichen2.
- Kosten und Energieverbrauch: Die Anschaffung und der Betrieb der Geräte zur VPD-Steuerung sind mit hohen Kosten verbunden. Der Energieaufwand für Kühlung, Heizung und Entfeuchtung ist erheblich, besonders in größeren Anbauumgebungen3.
Empfehlungen für die VPD-Überwachung
Die VPD-Überwachung ist ein mächtiges Werkzeug, sollte jedoch vor allem als allgemeine Orientierung genutzt werden. Besonders bei Home-Grows ist es oft ausreichend, die Luftfeuchtigkeit in der vegetativen Phase bei 60-70% und in der Blütephase bei 40-55% zu halten. Eine minütliche Überwachung ist in den meisten Fällen nicht notwendig. Vielmehr geht es darum, die optimalen Bedingungen zu schaffen und diese möglichst konstant zu halten.
Warum sollte sich der ambitionierte Grower informieren?
Die Kontrolle des VPD ist ein wesentlicher Bestandteil eines erfolgreichen Indoor-Anbaus. Ein tiefes Verständnis des VPD ermöglicht:
- Maximierung des Wachstums: Die Anpassung des VPD an die jeweilige Wachstumsphase fördert eine effiziente Wasser- und Nährstoffversorgung und maximiert den Ertrag.
- Probleme frühzeitig erkennen: Durch eine korrekte VPD-Steuerung können Wachstumsprobleme wie Nährstoffmängel, Hitzeschäden oder Schimmelbildung frühzeitig erkannt und vermieden werden.
- Effiziente Nutzung von Ressourcen: Die präzise Steuerung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit optimiert die Nutzung von Wasser, Nährstoffen und Energie, was zu einer langfristigen Kosteneinsparung führt.
Die Kontrolle des VPD ist zwar anspruchsvoll, doch sie kann den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem herausragenden Ertrag ausmachen. Mit den richtigen Werkzeugen und einer grundlegenden Kenntnis der Zusammenhänge zwischen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Blatttemperatur lässt sich der VPD effizient überwachen und steuern.