Bildungsauftrag von PrimeLeaf: Bei PrimeLeaf.pro legen wir besonderen Wert auf die Bildung und Aufklärung von ambitionierten Growern. In diesem Beitrag möchten wir tiefer in die fortgeschrittene Welt des Crop Steering und der Präzisionsbewässerung eintauchen – zwei Techniken, die zusammen die Erträge und die Qualität Ihrer Cannabispflanzen maximieren können. Diese Anleitung richtet sich an erfahrene Anbauer, die mit den Grundlagen bereits vertraut sind und nun den nächsten Schritt gehen wollen.
Einleitung: Was ist Crop Steering und Präzisionsbewässerung?
Crop Steering ist eine fortschrittliche Technik, die darauf abzielt, das Wachstum von Cannabispflanzen gezielt zu lenken, indem Umweltbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Substrat-EC (elektrische Leitfähigkeit) fein abgestimmt werden. Das Ziel ist es, die Pflanzen in bestimmte Wachstumsphasen zu versetzen – vegetativ oder generativ – und so Stress gezielt einzusetzen, um optimale Erträge und die gewünschte Pflanzenstruktur zu erreichen. Kombiniert mit einer präzisen Bewässerungsstrategie können Ertrag und Qualität der Pflanzen erheblich gesteigert werden.
Notwendige Werkzeuge für die Präzisionsbewässerung
Um Crop Steering effizient durchzuführen, benötigen Grower einige spezialisierte Werkzeuge:
- EC- und pH-Messgeräte: Diese sind notwendig, um den Nährstoffgehalt und den pH-Wert der Nährlösung präzise zu messen. Dies stellt sicher, dass die Pflanzen genau die Nährstoffe und pH-Bedingungen erhalten, die sie für ein optimales Wachstum benötigen. Eine regelmäßige Kalibrierung ist wichtig, um verlässliche Daten zu erhalten.
- Substratsensoren: Mit einem Substratsensor kann die EC und der Wassergehalt im Substrat überwacht werden. Dies hilft dabei, den genauen Bewässerungszeitpunkt und die benötigte Wassermenge zu bestimmen.
- Programmierbare Timer oder Controller: Diese erlauben es, mehrere Bewässerungsvorgänge über den Tag hinweg präzise zu steuern. Eine automatisierte Steuerung ist besonders in einer Crop-Steering-Strategie nützlich, um den Pflanzen das optimale Wasser- und Nährstoffniveau zu bieten.
- Professionelles Bewässerungssystem: Ein Bewässerungssystem mit Druckpumpe, Filtern und Mikro-Tropfemissionen (z. B. Viertel- oder Halb-Gallonen-Tropfer pro Stunde) sorgt dafür, dass die Nährlösung gleichmäßig und präzise an die Pflanzen abgegeben wird.
Wichtige Begriffe und Bewässerungsphasen im Crop Steering
Für eine erfolgreiche Crop-Steering-Strategie ist das Verständnis der folgenden Begriffe entscheidend:
- Volumetrischer Wassergehalt (VWC): Der Wasseranteil, den das Substrat zu einem bestimmten Zeitpunkt hält.
- Dryback: Die Trocknungsphase zwischen Bewässerungen, in der das Substrat Feuchtigkeit verliert. Dryback hilft, den Wassergehalt des Substrats zu senken und die EC zu erhöhen, was für das Generative Steering (Blütephase) nützlich ist.
- Sättigung und Abfluss: Die Sättigung ist erreicht, wenn das Substrat kein Wasser mehr aufnehmen kann und es zum Abfluss kommt. Der Abfluss dient dazu, überschüssige Nährstoffe auszuspülen und die Substrat-EC zu kontrollieren.
Crop Steering teilt sich in verschiedene Phasen auf, die jeweils unterschiedliche Bewässerungsstrategien erfordern:
- P0 (Initiales Dryback): Trocknung zu Beginn des Tages, bevor die erste Bewässerung erfolgt. Diese Phase bereitet die Pflanze auf die kommende Bewässerung vor.
- P1 (Initiale Bewässerungsphase): Die erste Bewässerung nach dem Einschalten des Lichts, die das Substrat auf den optimalen Wassergehalt bringt.
- P2 (Wartungsbewässerungen): Diese Phasen werden tagsüber genutzt, um den Wassergehalt im Substrat konstant zu halten und die Pflanze mit den nötigen Nährstoffen zu versorgen.
- P3 (Trocknungsphase): Trocknungszeit nach der letzten Bewässerung des Tages bis zum nächsten Morgen. Dies unterstützt die natürliche Trocknungsphase der Pflanze über Nacht.
Umgebungskontrolle im Crop Steering
Durch die gezielte Steuerung von Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung können Pflanzen in verschiedene Wachstumsphasen versetzt werden:
- Vegetatives Wachstum: Während dieser Phase fördert man die Entwicklung von Wurzeln und Blättern. Hier ist es wichtig, den EC-Wert im Substrat niedrig zu halten und die Substratsättigung durch regelmäßige Abflüsse zu kontrollieren.
- Generatives Wachstum: In der Blütephase wird der EC-Wert im Substrat durch Dryback und das Minimieren von Abflüssen gezielt erhöht, um die Pflanzen auf die Blüte zu konzentrieren. Das gezielte Einführen von Stress, indem der Wassergehalt reduziert wird, fördert die Blütenentwicklung und führt zu einer kompakteren Pflanze.
Die Rolle des Substrats und der EC im Crop Steering
Das Substrat spielt eine entscheidende Rolle in der Crop-Steering-Strategie. Es wird empfohlen, ein homogenes Substrat wie 100% Kokosfaser oder Steinwolle zu verwenden, da diese Materialien eine vorhersehbare Trocknungsrate aufweisen und einfach zu kontrollieren sind.
- Kokosfaser: Sorgt für eine relativ schnelle Trocknung und erlaubt schnelle Anpassungen bei der Bewässerung.
- Steinwolle: Bietet eine stabile Struktur und eine gleichmäßige Verteilung der Nährstoffe.
Der EC-Wert im Substrat kann mithilfe von Techniken wie EC-Stacking erhöht werden, um generatives Wachstum zu fördern. EC-Stacking bezeichnet die Technik, bei der die Nährstoffkonzentration im Substrat durch einen kontrollierten Trockenprozess erhöht wird.
Tipps zur Auswahl und Platzierung von Sensoren und zur Abflusskontrolle
Die Platzierung von Sensoren ist entscheidend, um den Bewässerungsbedarf genau zu bestimmen. In größeren Anbauflächen können Unterschiede in der Luftzirkulation und Temperatur dazu führen, dass einige Pflanzen schneller austrocknen als andere. Die Sensoren sollten daher strategisch platziert werden, um repräsentative Daten für die gesamte Fläche zu sammeln.
- Abflusskontrolle: Der Abfluss sollte regelmäßig gemessen werden, um sicherzustellen, dass die Nährstoffkonzentration und der pH-Wert im Substrat stimmen. Ein Abfluss von 5-10% hilft dabei, überschüssige Nährstoffe zu entfernen und die EC auf einem gewünschten Niveau zu halten.
Tipps für eine präzise Bewässerungsstrategie
Hier einige praktische Tipps, um eine präzise Bewässerung und erfolgreiches Crop Steering umzusetzen:
- Tägliches Bewässerungsvolumen überwachen: Die Kontrolle des täglichen Wasserverbrauchs hilft, Abweichungen frühzeitig zu erkennen und Anpassungen vorzunehmen.
- Kalibrierung der EC- und pH-Messgeräte: Eine regelmäßige Kalibrierung der Messgeräte ist notwendig, um genaue Werte zu erhalten.
- Änderungen in der Substratkapazität berücksichtigen: Mit wachsendem Wurzelwerk nimmt die Wasserspeicherfähigkeit des Substrats ab. Daher sollten die Bewässerungsmengen entsprechend angepasst werden.
Fazit: Crop Steering für maximalen Ertrag und Qualität
Crop Steering und Präzisionsbewässerung bieten ambitionierten Growern die Möglichkeit, Ertrag und Qualität ihrer Pflanzen gezielt zu steigern. Die richtige Kombination aus Umweltsteuerung, Substratwahl und Bewässerungsmanagement kann den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem überragenden Ertrag ausmachen. Durch das richtige Setup und die Nutzung von Tools und Technik können Anbauer das volle Potenzial ihrer Pflanzen entfalten und ein hohes Maß an Kontrolle über die Wachstumsbedingungen erlangen.
Präzisionsbewässerung für eine 18-Liter-Coco-Bepflanzung (Lichtphase 06:00 – 24:00 Uhr)
Ziel: Maximale Kontrolle der Pflanzenentwicklung und optimaler Wasser- und Nährstoffhaushalt, um Ertrag und Qualität zu steigern.
Tageszeit und Bewässerungsphasen:
- P0 – Initiales Dryback (06:00 – 08:00 Uhr)
- Beschreibung: In den ersten zwei Stunden nach dem Einschalten des Lichts sollte die Pflanze noch keine Bewässerung erhalten. Diese Phase gibt der Pflanze Zeit, mit dem Tageslicht zu starten und eine natürliche Transpiration einzuleiten. Dies fördert die Wurzelentwicklung, da die Pflanze bei beginnender Lichtverfügbarkeit ohne Wasserversorgung eine leichte Spannung im Substrat aufbaut.
- Wichtig: Beobachten Sie den Volumetrischen Wassergehalt (VWC) und die Substrat-EC im Auge, um sicherzustellen, dass die Pflanze während des Drybacks nicht zu viel Wasser verliert.
- P1 – Initiale Bewässerungsphase (08:00 – 09:30 Uhr)
- Startzeit: Zwei Stunden nach dem Einschalten des Lichts, also um 08:00 Uhr.
- Ziel: Den VWC des Coco-Substrats bis zur Kapazitätsgrenze zu erhöhen, um den Tagesbedarf der Pflanze zu decken.
- Bewässerungsstrategie: Führen Sie mehrere kleine Bewässerungen durch, jeweils 2-6% des Gesamtvolumens des Behälters, bis das Ziel-VWC erreicht ist. Diese Bewässerungen sollten in Abständen von 15-30 Minuten erfolgen.
- Abfluss: Ziel ist ein leichter Abfluss von 2-7%, um Salzansammlungen im Substrat zu vermeiden und die Wurzeln gut mit Sauerstoff zu versorgen.
- P2 – Wartungsbewässerungen (09:30 – 22:00 Uhr)
- Ziel: Den Wassergehalt im Substrat konstant halten, um die Transpiration und Nährstoffaufnahme während der aktiven Lichtphase zu unterstützen.
- Bewässerungsstrategie: Halten Sie den Ziel-VWC, der in der P1-Phase erreicht wurde, mit kleinen, gleichmäßigen Bewässerungen aufrecht. Passen Sie die Häufigkeit und Menge der P2-Bewässerungen an die Tagesbedingungen an, sodass keine Überbewässerung entsteht. Diese Schüsse sollten alle 2-3 Stundenerfolgen und das Ziel-VWC wiederherstellen, wenn es um 2-5% gesunken ist.
- Generative Steuerung (Blütephase): Halten Sie eine höhere EC im Substrat durch „EC-Stacking“, um das Pflanzenwachstum in die generative Richtung zu lenken. Minimieren Sie den Abfluss, um eine Salzansammlung zu fördern.
- P3 – Trocknungsphase über Nacht (22:00 – 06:00 Uhr)
- Beschreibung: Nach der letzten Bewässerung des Tages um 22:00 Uhr beginnt die Trocknungsphase.
- Ziel: Die Pflanze hat nun Zeit, die verbliebene Nährlösung im Substrat aufzunehmen und den Wassergehalt zu reduzieren. Dies verhindert, dass die Wurzeln über Nacht zu nass bleiben, was Fäulnis oder Sauerstoffmangel verursachen könnte.
- Trockenheitsgrad: Ziel ist ein Dryback von 20-25% des Substratvolumens, um sicherzustellen, dass das Substrat am nächsten Morgen nicht zu feucht ist.
Zusammengefasster Tagesplan für die Präzisionsbewässerung in einem 18-Liter-Coco-Behälter
Zeit | Phase | Bewässerungsdetails |
---|---|---|
06:00 – 08:00 | P0 | Initiales Dryback, keine Bewässerung |
08:00 – 09:30 | P1 | Mehrere kleine Bewässerungen (2-6% VWC) bis 7% Abfluss |
09:30 – 22:00 | P2 | Wartungsbewässerungen alle 2-3 Stunden, angepasst an VWC-Verlust |
22:00 – 06:00 | P3 | Trocknungsphase über Nacht, Ziel-Dryback 20-25% |
Zusätzliche Hinweise und Tipps:
- EC-Wert im Substrat: Kontrollieren Sie täglich den EC-Wert im Substrat. Verwenden Sie „EC-Stacking“, um generatives Wachstum zu fördern. Hierbei wird wenig bis kein Abfluss in der P2-Phase erzeugt.
- Substrat-EC und pH-Wert: Coco-Substrat kann Salz anreichern, was die EC-Werte beeinflussen kann. Überprüfen und justieren Sie regelmäßig den pH-Wert (Ziel: 5,8-6,2), um die Nährstoffaufnahme zu optimieren.
- Wöchentliche Spülung: Ein wöchentliches „Flushing“ (Spülung) des Substrats ist sinnvoll, um überschüssige Salze zu entfernen und die Wurzelgesundheit zu fördern.
- Sensorplatzierung: Platzieren Sie Substratsensoren so, dass sie den durchschnittlichen VWC und EC innerhalb des Topfes messen, ohne direkt am Rand oder Boden des Behälters zu sein.
Mit dieser Strategie können Sie eine präzise Bewässerung und optimale Nährstoffzufuhr gewährleisten und so das volle Potenzial Ihrer Cannabispflanzen ausschöpfen.